1952 in der Kritik

November 23, 2010 § Hinterlasse einen Kommentar

1952 muss ein wirklich mieses Jahr gewesen sein. Klar 1952, das war ja auch kurz nach dem Krieg werdet ihr jetzt richtigerweise und ein bisschen altklug einwerfen, logisch war das grausam. 1952 muss sich auch eine Menge Frust angestaut haben. Das Wirtschaftswunder zuppelte so gerade mal los, Deutschland war noch nicht Weltmeister und der Prenzlauer Berg auch noch nicht gentrifiziert. 1952 hat bei manchen Menschen einen tiefen verstörenden Eindruck hinterlassen. So tief in die Seele dieser Menschen, das er gemeinhin sichtbar und dessen Folgen noch heute für jeden zu erdulden sind.

So tief, dass die Kinder der 52-Generation diesen Groll auf das Jahr 1952 auch mit sich herumtragen und bei sich jeder bietenden Gelegenheit zu veritablen Hass wachsen lassen.

Der harte Kern der 1952-Hasser hat sich augenscheinlich in Berlin Prenzlauer Berg zusammengerottet, um dort aus einer extremen supergeheimen Geheimzentrale heraus, alles zu vernichten, was nur entfernt aus dem Jahr 1952 stammt, daran erinnert, damit in irgendeiner Form spielt, oder nur daran denkt.

1952 soll von der Lochkarte der Geschichte gelöscht werden.

Ihr habt davon noch nie etwas gehört, werft ihr jetzt wahrscheinlich entlarvenderweise ein bisschen treudoof in diese Geschichte ein, also glaubt ihr das nicht. Doch, doch es ist aber so. Im Prenzlauer Berg gibt es ein Rudel von Menschen, die das Jahr 1952 aus der kollektiven Erinnerung streichen wollen. Natürlich klingt das im ersten Moment absurd und schwer nachzuvollziehen, aber es gibt handfester Beweise dafür.

Nach allem was über den supergeheimen Geheimbund gegen 1952 herauszufinden war, besteht dieser Club des Hasses überwiegend aus Menschen, die in den letzten 5-6 Jahren aus allen Teilen Deutschlands (Mit Ausnahme des Ruhrpotts) und einigen Metropolen Westeuropas extra in den Prenzlauer Berg gezogen sind, um von dort konzentriert gegen 1952 zuzuschlagen. Kurze Kommunikationswege, niedrige Abstimmungsstufen und die zentrale Lage Berlins waren sicherlich ausschlaggebend für diese Entscheidung. Natürlich sind die Soft Skills vom Prenzlauer Berg  auch nicht zu verachten – kein supergeheimer Geheimbund muss hier an Langeweile sterben. Die Clubszene, die Menschen, die gelebte Toleranz im Prenzlauer Berg, das urbane Gefühl, der Puls der Zeit (ohne 1952), das Gefühl am und der Nabel der Welt zu sein … Welcher geheime Geheimbund fühlte sich nicht davon angezogen?

Um nicht aufzufallen sind die Mitglieder des supergeheimen Geheimbundes voll integriert in das Leben im Prenzlauer Berg. Sie ziehen durch die Clubs im Kiez, oder in Mitte, kennen jeden Ladenbesitzer in der Kastanienallee mit Zweitnamen, haben Anwohnerparkausweise, fahren zum arbeiten in die Agenturen, wohnen in den sanierten Altbauwohnungen, geben ihren Wlans lustige Namen, treffen sich in Cafés zum im Café treffen, essen Frühstück bei Anna Blume und fahren ein Christiania-Fahrrad. Über Politik wird kaum gesprochen, man kann sie sich ja leisten. Nichts auffälliges deutet also auf die Existenz des supergeheimen Geheimbundes 1952 hin.

Nur jetzt, jetzt sind sie an das Tageslicht getreten. Jetzt haben sie sich zu erkennen gegeben. Jetzt haben sie es durchgezogen. Aber zugegeben, die Verlockung war zu groß. Direkt vor der Haustür, im schönen Prenzlauer Berg, in Sicht- und Hörweite – da stand sie, die Ausgeburt der Hölle 1952. Das konnte der supergeheime Geheimbund nicht dulden und hat zugeschlagen.

Oder wie würdet ihr euch erklären, dass der Knaack Klub zum Jahresende wegen seiner Geräuschkulisse schließen muss? Bevor ihr antwortet, bedenkt: Der Knaack Klub ist schon ewig in der Greifswalder Straße – richtig, seit 1952.

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